Architektur der Gegensätze: Spektakuläres Einfamilienhaus in Borken

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Hetkamp Architektur schafft mit einem extravaganten Einfamilienhaus in Borken ein aufregendes Stück Architektur, das vor allem durch sein konsequentes Spiel mit Gegensätzen besticht.

Seit seiner Gründung 2014 bereichert das Büro Hetkamp Architektur die Stadt Borken mit seiner ganz eigenen Vision einer Architektur, die Mensch, Raum und Natur harmonisch miteinander verbindet. Eines der neuesten Werke in diesem ebenso umfangreichen wie erlesenen Borkener Portfolio sticht besonders heraus: ein Traumhaus, wie man es wohl weit über das Münsterland hinaus nur einmal findet. Auch wenn an diesem Stück extravaganter Baukunst jedes noch so kleine Detail stimmen mag, ist es vor allem sein Spiel mit den Gegensätzen, das es zu einem aufregenden Stück zeitloser Architektur macht. Geplant wurde es mit ALLPLAN.

Der Bauherr ist für Hetkamp Architektur kein Unbekannter. Benedikt Kisner, der inzwischen mit seiner Familie das beeindruckende Domizil bewohnt, ist Gründer der netgo group, für die das Büro schon die 2019 fertiggestellte Firmenzentrale „Basecamp“ in Borken plante. Dieses bereits bestehende Geschäftsverhältnis dürfte es erleichtert haben, die Wünsche des Unternehmers in einen stimmigen Entwurf zu überführen. Eine Beschreibung des Resultats in drei Wörtern könnte in etwa so klingen: aufsehenerregend-unauffällig, komplex-klar, abgehoben-eingebettet.

Architektur als selbstbewusstes Spektakel und „heimlicher Star“

Die Gründe für diese Gegenüberstellung vermeintlicher Gegensätze (die hiermit noch nicht erschöpft ist) beginnen mit einer exklusiven Lage. Das weitläufige Grundstück befindet sich am Ende einer Sackgasse am Ortsrand, wodurch das Gebäude praktisch erst zutage tritt, wenn man bereits davorsteht. Umso größer ist indes die Wirkung, die es als selbstbewusstes Spektakel entfaltet – aber eben nur für jene, die das Privileg haben, ihm nahe genug zu kommen. Ein „heimlicher Star“ sozusagen, der nur für ein handverlesenes Publikum performt.

Die Architektur präsentiert sich fernab gängiger Kuben als Wechselspiel aus Horizontalen und Vertikalen von Vor- und Rücksprüngen – eine Dynamik, die sich in der Dachgestaltung mit diversen Höhenversprüngen fortsetzt. Auch die Fassade zeigt sich wechselhaft in einem Materialmix aus hellem Bruchstein, dunklem Klinker und filigranen WPC-Lamellen. Dieser fast schon skulptural anmutende Baukörper sticht deutlich aus dem parkähnlichen Anwesen an der Bocholter Aar heraus und erscheint dennoch harmonisch in die Natur eingebettet.

Mitverantwortlich für diesen Effekt ist die stimmungsvolle, komplementäre Landschaftsarchitektur von Garten Grandiflora, die das Gebäude unter anderem mit Findlingen, Natursteinen und 15 Meter hohen Bäumen perfekt in Szene setzt. Ein wichtiger, versteckter Teil dieser Außenanlagen – eine mehrschichtige Drainage – sorgt derweil für eine optimale Entwässerung und langfristige Stabilität des Aar-Grundstücks.

 

Dialog zwischen innen und außen

Der Dialog zwischen innen und außen ist ein tragendes Thema des Entwurfs. Beide Welten sind über eine zentrale Achse im EFH miteinander verbunden. Gleichsam sorgen die leichten Versätze, tiefen Nischen und variierenden Höhen dafür, dass Teile des Gebäudes als geschützte Räume in den Außenbereich vordringen und zugleich die Natur ein Stück weit ins Haus lassen. Ausgewählte Blickachsen tragen zusätzlich zu diesem Erlebnis bei.

Die Raumproportionen sind darauf ausgelegt, dass jedes Zimmer seinen eigenen Glanz entfaltet und sich zugleich der Gesamtwirkung unterordnet. Programmatisch steht ein offener Wohn-, Ess- und Kochbereich im Erdgeschoss individuellen, ruhigeren Räumen im Obergeschoss gegenüber. Dabei sorgt die von Baumeister Inneneinrichtungen gestaltete Innenarchitektur dafür, dass jedes noch so kleine Detail stimmt. Sämtliche Design-Elemente sind perfekt auf die Wünsche des Bauherrn und die Gebäudearchitektur abgestimmt. Erwähnt seien an dieser Stelle insbesondere eine monumentale handgeschlagene Muschelkalkplatte, die in der Wohnküche – einem (sehr kostbaren) mittelalterlichen Herd oder fast schon Altar gleich – das Zentrum des Hauses bildet, sowie ein Home-Spa-Bereich mit maßgefertigten Sonderlösungen.

Planung des spektakulären Einfamilienhauses mit ALLPLAN

Die Planung eines derart extravaganten, individuellen Bauwerks ist ohne engen Dialog mit dem Bauherrn schier undenkbar. Hetkamp Architektur kam hier eine modellbasierte Planung in ALLPLAN zugute. So konnte etwa anhand von Visualisierungen im Vorfeld bereits verdeutlicht werden, wie das Gebäude einmal aussehen würde. Gleichsam ließen sich auf dieser Planungsgrundlage zusammen mit Benedikt Kisner die Details für die Innen- und Landschaftsarchitektur erfolgreich entwickeln.

Die richtige Balance

Eigentlich gibt es ein einfaches Wort für die Nebeneinanderstellung von Widersprüchen (oder die Auflösung von Gegensätzen), wie sie sich im Kisner-Haus vielfach beobachten lässt: Balance – ein klassisches Merkmal guter Architektur. Völlig widerspruchsfrei ist indes übrigens die technische Infrastruktur des wohlausbalancierten EFH in Borken. Heizen, Kühlen und Lüften werden über eine digital vernetzte Systemlösung gesteuert. Die ermöglicht ganz einfach einen smarten, energieeffizienten Gebäudebetrieb.