Bei der Macherei Berlin-Kreuzberg entstehen gleich drei Musterbeispiele für nachhaltiges Bauen. Eines davon – ein innovativer Holz-Beton-Hybridbau – wurde mit ALLPLAN geplant.
Auf dem Gelände des früheren Postscheckamts Berlin-West entsteht bis 2026 mitten in der Bundeshauptstadt ein visionäres neues Quartier: die Macherei Berlin-Kreuzberg. Neben sechs Wohngebäuden der Berliner Wohnungsgesellschaft degewo mit insgesamt 337 Wohnungen umfasst diese vor allem auch drei zukunftsweisende Bauwerke von Art Invest Real Estate (ZECH Group), die eine Vision von einem besseren Leben und Arbeiten prägen sollen: einen Holz-Beton-Hybridbau mit New-Work-Umfeld (M40), einen 90 Meter hohen, ökologisch revitalisierten Bestandsturm (M50) sowie ein klimaneutrales Bürohaus (M60). Jedes dieser höchst unterschiedlichen Gebäude verfolgt dabei einen eigenen innovativen Ansatz für nachhaltiges Bauen und eine gesunde Stadtentwicklung. Das Erste davon wurde maßgeblich mit ALLPLAN geplant.
Holzcarré für New Work
Nach bereits bestehenden Machereien in Offenbach und München ist die in Berlin-Kreuzberg die nunmehr dritte ihrer Art. Die drei wegeisenden Gebäude des Großprojekts am Halleschen Ufer 40-60 werden jeweils von einem renommierten Architekturbüro geplant. M40 stammt aus der Feder von KEC Architekten (ebenfalls ZECH Group) aus Berlin. Deren Entwurf sieht ein achtgeschossiges Büro- und Geschäftshaus vor, das aufgrund seiner Form und Materialität auch als Holzcarré bezeichnet wird. Auf knapp 28.000 Quadratmetern finden sich darin Büro- und Konferenzräume sowie Flächen für Veranstaltungen, Gastronomie und Gewerbe. Alle Obergeschosse lassen sich in ihrem Raumprogramm flexibel gestalten und in bis zu vier Einheiten zusammenschalten. Ein begrünter Innenhof nimmt zusammen mit üppigen Gründachflächen Niederschläge auf und sorgt für ein verbessertes Mikroklima vor Ort.
Innovative Konstruktion nach CREE-System
Ein besonderes Highlight des Neubaus liegt in seiner Konstruktion, die dem innovativen CREE-System folgt. Dabei werden vorgefertigte Holz-Beton-Rippendeckenelemente von Doppelstützen aus Brettschichtholz getragen. Bei größeren Raumtiefen, wie sie auch in M40 zu finden sind, kommen Unterzüge aus Stahl zum Einsatz (eine Alternative aus Holz-Beton-Verbund ist zwar auch hier möglich, hat aber größere Unterabmessungen zur Folge). Üblicherweise werden in diesem System nichttragende Fassadenelemente aus Holz vor das Tragwerk gehängt. Im Fall von M40 werden diese jedoch erstmalig durch eine vorgehängte Glaselementfassade ersetzt. Das als Sockel dienende Erdgeschoss wird hingegen in Stahlbetonbauweise ausgeführt und verfügt über eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Architekturbetonplatten mit gewaschener Oberfläche.
Werkplanung für über 2.400 Fertigteile mit ALLPLAN
Die komplexe Werkplanung der Fertigteile verantwortete Planungsbüro Bade (PB) aus Isernhagen, das wie der Bauherr und das verantwortliche Architekturbüro ebenfalls zur ZECH Group gehört. Dabei galt es sämtliche vorgefertigte Bauteile zu planen, von den Stützen und Unterzügen aus Stahlbeton über die CREE-Verbundelemente (Decken und Brettschichtholzstützen) bis zu den Betonfertigteilen für die Fassade im Erdgeschoss. Insgesamt mussten 2.439 Fertigteile aus 329 unterschiedlichen Elementen geplant werden – plus über 115.000 Einbauteile wie Schrauben. PB nutzte hierfür ALLPLAN, wobei den Ingenieur:innen zugutekam, dass auch KEC Architekten ihre Objektplanung bereits mit der Software erstellt hatten, was unter anderem Zeit beim Anlegen des Projekts oder beim Erfassen eventueller Änderungen sparte.
Weitere Vorteile ergaben sich durch die Filterfunktionen (insbesondere hinsichtlich der großen Zahl und vielfältigen Typen der Bauteile) oder auch durch die Visualisierungsmöglichkeiten in ALLPLAN, die zu einem schnellen Überblick verhalfen. Die CREE-Decken modellierte Planungsbüro Bade als Freikörper. Dabei erfolgte die Modellierung der BSH-Träger und „Spiegel“ (Betonplatten) unabhängig voneinander, um die Abbundzeichnungen für die Vorproduktion der Holzbauteile sowie deren Mengenermittlung ohne zusätzliche Arbeitsschritte erstellen zu können. Zur Kollisionskontrolle zwischen Einbauteilen und Bewehrung modellierte PB zudem ohne nennenswerten Aufwand kurzerhand noch die Bewehrung für hochbewehrte Bauteile wie Bodenplatte und Erschließungskern in ALLPLAN.
Nachhaltigkeit: Klimaschutz, Biodiversität und zirkuläres Bauen
Die Macherei Berlin-Kreuzberg ist stark auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Für M40 werden Zertifizierungen nach DGNB- und LEED-Gold sowie WELL angestrebt. Dank der Nutzung von circa 2.000 Kubikmetern Fichtenholz spart das Gebäude etwa 2.000 Tonnen CO2 ein. Neben dem Klimaschutz hat das ambitionierte Projekt gleichsam die Biodiversität im Blick, die es mit den üppigen Grünflächen sowie zusätzlichen Nistkästen und Bienenhotels fördert. Darüber hinaus wird bei der BIM-basierten Planung aller drei Gebäude der Macherei jeweils ein digitaler Zwilling erzeugt, der unter anderem als Grundlage für zirkuläres Bauen dienen soll. Hierfür werden die BIM-Modelle auf das digitale Materialkataster madaster hochgeladen und die enthaltenen Materialinformationen in einem Materialpass hinterlegt. Damit stehen die drei Bauwerke mit ihren verbauten Materialien am Ende ihres Lebenszyklus als transparente Rohstofflager für zukünftige Bauvorhaben zur Verfügung.




