Bei Vollack werden nicht nur alle Projekte mit BIM durchgeführt, sondern auch durch die Lean-Ansätze angereichert und methodisch weiter optimiert. Josy Aydt, Architektin im Unternehmen, berichtete bei „Build the Future“ von den Vorteilen.
Effizienz ist das oberste Ziel bei jeder Workflow-Optimierung. BIM ist im Bauwesen mittlerweile etabliert. Doch selbst wenn alle Projektbeteiligten BIM-basiert arbeiten, bleibt in den Planungs- und Bauprozessen meist noch eine Menge Verbesserungsspielraum. Bei Vollack kommt hier das Prinzip Lean ins Spiel. Wie die Unternehmensgruppe beide Methoden in der Planung und Ausführung zusammenbringt, erklärte Josy Aydt, Führung Architektur bei Vollack Süd, beim Build the Future Allplan 2024 Launch Event.
Vollack arbeitet durchweg mit BIM
BIM ermöglicht die Erstellung und Verwaltung umfassender Bauwerksmodelle. Diese setzen sich sowohl aus 3D-Geometriedaten als auch aus Informationen zu Materialien und Bauprozessen zusammen. Dadurch können Bauprojekte mithilfe dieser Modelle komplett über alle Phasen hinweg – von der Planung über die Ausführung bis zu Betrieb und Wartung – durchgeplant, koordiniert und verwaltet werden. Vollack arbeitet in all seinen Projekten mit BIM-Modellen und verwendet sie für die Planableitung, Kollaboration, Mengen- und Kostenplanung sowie für das Baustellenmanagement. Zusätzlich werden projektabhängig Mehrwerte wie Visualisierungen, Importe von Laserscans (Bestandsaufnahmen), thermische Simulationen sowie Nachhaltigkeitsaspekte (Ökobilanzierung) genutzt.
Kontinuierliche Verbesserung der Bauprozesse mit BIM
Als Grundlage für die Kollaboration in Projekten dient ein Gesamtmodell, auf das alle Projektbeteiligten über ein CDE Zugriff haben. Darin sind sowohl das zugrundeliegende Architekturmodell als auch die verschiedenen Fachmodelle enthalten. Da Vollack über die BIM-Methode eine kontinuierliche Verbesserung seiner Bauprozesse verfolgt, werden die Modelle mit Solibri in sich und untereinander auf Kollisionen überprüft. Der Workflow ist dabei klar definiert, wie das Beispiel der Schlitz- und Durchbruchsplanung zeigt:
Vollack erhält von den Fachplanenden die Durchbruchspläne, die zunächst die Kollisionsprüfung durchlaufen und gegebenenfalls samt Korrekturvorschlägen zurückgespielt werden. Ist der Korrekturvorschlag akzeptiert und fachplanerisch umgesetzt, wird das koordinierte Durchbruchsmodell in das Gesamtmodell integriert. Die Durchbrüche werden daraufhin in Allplan generiert und können anschließend, da nun im Modell und in den Fachplänen enthalten, auf der Baustelle oder im Werk ausgeführt werden.
Cloudbasiertes Datenmodell statt traditioneller Datenverwaltung
In Bauprojekten kommen riesige Datenmengen zusammen, die über eine traditionelle Datenverwaltung nicht mehr sinnvoll zu handhaben sind. Vollack verwendet daher für das Datenmanagement seiner Projekte ein cloudbasiertes Datenmodell, in dem alle projektrelevanten Informationen zusammenlaufen. Nicht nur Dokumente und Modelle sind hier enthalten. Auch das Bautagebuch und das Mängelmanagement werden in dem Datenmodell fortgeschrieben. Weitere Tools wie ein digitales Raumbuch oder eine BIM-basierte interdisziplinäre Kollaboration via IFC oder BCF sind ebenfalls Teil der Lösung. Dank Cloudtechnologie können Projektbeteiligte von überall auf diese Informationen zugreifen.
Implementierung von Lean über Prozessplanung
Neben den genannten Werkzeugen und Workflows, die die BIM-Methode ermöglicht, setzt Vollack in der Planung von Bauprojekten zugleich auf das Prinzip Lean. Das bedeutet: Verschwendung reduzieren und die Wertschöpfungskette optimieren – auf die Baubranche übertragen, den Einsatz unnötiger Ressourcen und Zeit zu minimieren beziehungsweise Ineffizienzen im Planungs- und Bauprozess zu eliminieren, bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung. Verschwendung in der Planung sind beispielsweise Doppelarbeit, Überplanung, Rundendrehen oder vermeidbare Planungsfehler. Um Verschwendung und Mehrwerte zu identifizieren, erstellt Vollack Prozesspläne. Diese sind entscheidend, um Aufgaben zu organisieren und sicherzustellen, dass sie in einer vorhersehbaren und kontrollierbaren Weise ausgeführt werden. Bei der Aufstellung eines Prozessplans wirken alle Beteiligten mit.
BIM und Lean miteinander verzahnt
Über ein Plan- und Baumanagement-Tool wird der Prozess für Planung und Ausführung dargestellt – und damit beide Methoden, BIM und Lean, miteinander verzahnt. Während mit dem Bauherrn planungsrelevante Meilensteine festgelegt werden, werden mit den Fachplanenden Arbeitspakete definiert und Abhängigkeiten aufgezeigt. So lassen sich Schnittstellen frühzeitig planen. Gleichsam werden Ausschreibungs- und Vergabeprozess in Abhängigkeit zur Vergabe terminiert. Zudem werden die Nachunternehmer:innen mit ihren Prozessen integriert und die Erstellung von Montageplänen, Prüfläufen und Produktionszeiten berücksichtigt, um den Baubeginn genau terminieren zu können.
Ein Daumenkino visualisiert transparent den Bauablauf und die dafür erforderlichen Prozesse. Die hierfür benötigten 2D-Pläne werden aus dem BIM-Modell bezogen. Im Daumenkino werden die Arbeitspakete den Taktbereichen grafisch zugeordnet. Zugleich sind die Arbeitspakete in dem Tool beschrieben. Im Prozessplan sind sie zudem den Gewerken zugeordnet, bei gleichzeitiger Darstellung ihres Status. Dadurch nutzt Vollack die Mehrwerte von BIM nicht nur im Planungs-, sondern auch im Bauprozess – und Lean wiederum auch in der Planung, nicht nur in der Umsetzung.
Bessere Qualität und mehr Nachhaltigkeit durch BIM und LEAN
Die Kopplung von BIM und Lean lässt Projektteams agiler und kontrollierter handeln (agieren statt reagieren) und verbessert maßgeblich die Zusammenarbeit unter den Projektbeteiligten. Dabei wirkt sich die effizientere Ressourcennutzung auch positiv auf die Nachhaltigkeit von Projekten aus. Und nicht zuletzt bedeutet die bessere Planung schlicht eine höhere Qualität in der Ausführung.