Das Labor- und Forschungsgebäude BSS in Basel stärkt die Wissenschaft, indem es alle vermeintlichen Hüllen fallen lässt. Ein Leuchtturm der Vernunft in Zeiten wachsender Postfaktizität.
Idealerweise sollten Wissenschaft und Forschung die Grundlage für Fortschritt und ein rationales, gemeinwohlorientiertes Handeln in unserer Gesellschaft bilden. Angesichts gehäufter und teils gezielter Angriffe auf das Vertrauen in die Wissenschaft durch Falschnachrichten, Verschwörungsmythen und dergleichen hat sie derzeit jedoch einen schweren Stand wie schon lange nicht mehr. Ein neues Labor- und Forschungsgebäude auf dem Campus Schällemätteli in Basel nimmt diesen diskreditierenden Kräften nun zumindest lokal den Wind aus den Segeln, indem es Forschung öffentlich zugänglich und transparent macht. Diese Transparenz ist dabei nur ein Aspekt einer preisgekrönten Architektur, die auf bravouröse Weise eine städtebauliche Lücke schließt. Geplant wurde sie von Nickl & Partner – mit ALLPLAN.
Das Labor- und Forschungsgebäude BSS dient seit 2024 als neue Heimat des Department Biosystems Science and Engineering (D-BSSE) der ETH Zürich. Es befindet sich auf dem sogenannten Schällemätteli-Areal, das bis heute den Namen eines 2009 abgerissenen Gefängnisses der Stadt Basel trägt. Ab 2013 entstand anstelle der Strafanstalt das neue Biozentrum der Universität Basel – ein prominenter Turm –, gleich neben dem einige Jahre zuvor bereits erbauten Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB). Das BSS ergänzt dieses Karree aus markanten Neubauten nun im Süden als heimlicher Hingucker, der sich mit seinen sechs Geschossen maßstäblich zurückhaltend am UKBB orientiert und so eine Verschattung der Kinderklinik vermeidet, während er im Innern umso mehr zum Staunen einlädt.

Durchgang und öffentlicher Platz unter der Glaskuppel
Mit der Baulücke an der Ecke Klingelbergstrasse/Schanzenstrasse schließt das BSS auch eine städtebauliche Lücke an prominenter Stelle im Life-Sciences-Campus der Universität Basel. Der Neubau fungiert dabei im Kern zugleich als Durchgang und öffentlicher Platz mit hoher Aufenthaltsqualität: Während sich das fünfeckige Gebäude mit seiner Glasfassade nach außen hin bereits offen gibt, formieren sich die Labor- und Forschungsräume im Innern gleichsam gläsern um ein weitläufiges Atrium. Dieses schließt nach oben mit einer imposanten, 20 mal 30 Meter großen Glaskuppel ab – die erste stützenfreie Gitterschalenkonstruktion der Schweiz. Letztere setzt sich aus vorgefertigten Stahlelementen zusammen, die vor Ort zu einer Netztragstruktur zusammengeschweißt wurden.

Gläsernes Labor als architektonischer Gegenentwurf zur Postfaktizität
Die gläserne Kuppel bringt geradezu sinnbildlich Licht ins vermeintliche Dunkel der Wissenschaft. Offene Treppen und Verbindungselemente kreieren zusätzlich eine Art interaktive Wegführung, bei der die Besucher:innen immer wieder auf Forschung treffen und deren Wirken beiwohnen können. Die Räume werden so zu Schaufenstern gelebter Wissenschaft, wobei die Fenster gleich mehrfach zur Transparenz beitragen, indem sie den Forschenden als Tafel für Notizen dienen. Damit wirkt das BSS insgesamt wie ein architektonischer Gegenentwurf zur Postfaktizität, die sich zunehmend im politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist einzunisten sucht. Ein „Leuchtturm der Vernunft“ sozusagen, der verdientermaßen mit einem ICONIC Award und einem German Design Award ausgezeichnet wurde.
