Die Matterhorn-Gotthard-Bahn baut ihre höchste Station zwecks Barrierefreiheit um. Geplant wird der herausfordernde Umbau von Schällibaum Ingenieure und Architekten – mit ALLPLAN Civil.
Der Schweizer Schienenverkehr gilt als der pünktlichste Europas. Das ist umso beeindruckender, als es sich bei einem Großteil des Terrains keineswegs um leicht zugängliches Flachland handelt. Voraussetzung für konstante Pünktlichkeit ist schließlich eine regelmäßige Wartung und Erneuerung des Schienennetzes. Das betrifft in der Schweiz hin und wieder auch Abschnitte, die sich in den luftigen Höhen des alpinen Hochgebirges befinden. Einer davon ist aktuell die Station Oberalppass. Diese soll in den kommen Jahren gemäß dem Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) umgebaut sowie erneuert werden. Die Planung übernehmen Schällibaum Ingenieure und Architekten – unter anderem mit ALLPLAN Civil.
Bahnhof-Umbau in 2033 Metern Höhe
Die Station Oberalppass ist mit ihrer Lage in 2033 Metern Höhe die höchstgelegene Haltestelle der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) auf der Strecke zwischen Brig und Disentis/Mustér. Der Umbau beinhaltet unter anderem zwei neue Bahnsteige (Mittel- und Außenperron) samt zwei Gleisen und einem Abstellgleis. Daneben ist eine vollständige Erneuerung der Fahrbahn vorgesehen. Den Kern des Projekts bildet eine neue Stützmauer auf der Seeseite, die sowohl für den Außenperron als auch zur Anpassung der Gleisgeometrie benötigt wird. Gleichsam gilt es einen Bahnsteigzugang in Form einer Personenunterführung mit Rampen zu schaffen. In letztere werden zugleich die Dächer für beide Bahnsteige integriert. Eine weitere flache Rampe bildet einen barrierefreien Zugang zur Station von der Passhöhe.
Laufender Bahnbetrieb, extremes Wetter und Umweltschutz
Eine besondere Herausforderung besteht in der Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs während der Bauarbeiten sowie in extremen Wetterbedingungen im Sommer und im Winter mit großen Niederschlagsmengen in Form von Regen und Schnee sowie hohen Windgeschwindigkeiten. Diese klimatischen Bedingungen erfordern einen sekundären Stahl- und Glasbau, unter dem die Rampen vollständig geschützt ausgebildet werden können. Da es sich um ein landschaftlich sensibles Gebiet handelt, wurden umweltrelevante Gesichtspunkte bereits in der Genehmigungsplanung adressiert, um Umweltauswirkungen auf ein Minimum zu begrenzen. Dazu gehört unter anderem, dass die Stützmauer in einer geschwungenen Form ausgeführt wird, die sich an das Seeufer anpasst. Zur optischen Anpassung an die Umgebung erhält der Stützkörper zudem eine Verkleidung aus Natursteinen.
Vorbereitung auf Planung mit ALLPLAN Civil
Schällibaum Ingenieure und Architekten nutzten das laufende Bauvorhaben zuletzt als Schulungsprojekt für ALLPLAN Civil bei ALLPLAN-Partner CDS-Bausoftware. Dabei wurden die Schällibaum-Mitarbeiter:innen innerhalb eines eintägigen Kurses im Umgang mit der Software ausgebildet. Anhand des Projekts – beziehungsweise der Stützmauer – wurde Schritt für Schritt erklärt, wie sich das Programm idealerweise verwenden lässt.
Diese Schulung gehört sozusagen zur Vorbereitung auf die nächste Planungsphase für die Station Oberalppass. Dann soll mithilfe von ALLPLAN Civil ein parametrisches Modell des Ingenieurbauwerks gemäß den aktuellen Anforderungen des Bauherrn erstellt werden. Der Projektverfasser erklärt: „Für uns ist ein großer Vorteil von ALLPLAN Civil, dass die 3D-Modelle parametrisch und dementsprechend immer wieder anpassbar sind. Zuvor haben wir Stützmauern sozusagen als ‚dumme‘ 3D-Körper modelliert, und Anpassungen waren sehr aufwendig.“
Aktuell befindet sich das Bauvorhaben noch im Genehmigungsprozess mit dem Bundesamt für Verkehr. Die Ausführung wird voraussichtlich im Jahr 2032 starten.




