BIM beim neuen Stuttgart Cancer Center

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Mit dem neuen Stuttgart Cancer Center verbessert das Klinikum Stuttgart maßgeblich die Krebsbehandlung vor Ort. Dank BIM erfolgte die Ausführung des Neubaus ganz nach Plan.

Am Klinikum Stuttgart werden jährlich über 11.000 neu diagnostizierte Krebspatient:innen behandelt. Um die breite Expertise in den verschiedenen Fachbereichen rund um die Krebsmedizin vor Ort künftig unter einem Dach zu bündeln, wurde in einer dreijährigen Bauphase das neue Stuttgart Cancer Center (SCC)- Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl im Herzen Stuttgarts errichtet. Seit seiner Eröffnung Ende Januar 2024 arbeiten hier eine onkologische Tagesklinik, Nuklearmedizin, Strahlentherapie und andere Bereiche der Krebsvorsorge Hand in Hand. Für die Ausführungsplanung dieses besonderen Gesundheitsbaus zeichneten Schmidt Plöcker Architekten aus Frankfurt am Main verantwortlich. Im Auftrag des Generalunternehmers, der Gustav Epple GmbH, erfolgte diese unter Anwendung der BIM-Methode – genau genommen in Open BIM.

Als Teil des Masterplans für den neuen Campus Klinikum Stuttgart schließt der Neubau die städtebauliche Kante an der Ecke Kriegsbergstraße/Hegelplatz. Zwischen zweitem Untergeschoss und zweitem Stock sind die Bereiche Brachytherapie und Krebstherapie sowie die onkologische Tagespflege untergebracht. Die darüberliegenden Stockwerke beherbergen – mit weiteren 50 Betten – die Pflege- und Funktionsbereiche der Strahlen- und Nuklearmedizin. Konstruktiv handelt es sich um eine Stahlbetonkonstruktion mit Flachdecken. Einige Decken und Wände werden aufgrund der Anforderungen des Strahlenschutzkonzepts in Barytbeton ausgeführt.

Gebäudemodell in ALLPLAN

Neben der reinen BIM-basierten Planung übernahmen die Architekt:innen auch die BIM-Gesamtkoordination, die Aufstellung der Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA) und des BIM-Abwicklungsplans (BAP) sowie die Koordination einer modellbasierten digitalen Attributdatenbank zur Integration der Bauteilinformationen aller Fachplaner. Das Gebäudemodell wurde in ALLPLAN erstellt. Aus diesem ließen sich alle erforderlichen Pläne wie Grundrisse (Grundriss und Bodenspiegel) und Deckenspiegel oder auch Detailpläne (Wandansichten in Form von Schnittableitungen) ableiten. Auch zur Detailerstellung dienten Ableitungen aus dem Modell.

BIM-Koordination über BIMPLUS

Die BIM-Koordination des Projekts erfolgte mittels BIMPLUS. Über die Cloudlösung wurden die externen Fachplaner und -modelle angebunden sowie eine Schnittstelle zur BIM-Datenbank Prevera hergestellt, mit der ein integriertes technisches Raumbuch für die Übergabe von Raum-, Tür- und Fensterinformationen generiert wurde. Auch der Attributaustausch zwischen Architektur- und Fachmodellen beziehungsweise den unterschiedlichen Programmen lief bidirektional über die BIM-Plattform. Darüber hinaus nutzten Schmidt Plöcker BIMPLUS zur Qualitätssicherung und Überprüfung des Modells sowie zur Dokumentation in Form einer Historisierung durch Revision der verschiedenen Fachmodelle. Die Kommunikation unter den Projektbeteiligten erfolgte über das integrierte Task Board. Zur weiteren Qualitätssicherung wurde unter anderem die Überprüfungssoftware Solibri verwendet.

Bauzeitplan und Kostenrahmen dank BIM eingehalten

Dank der BIM-basierten Planung und der dadurch ermöglichten Qualitätssicherung konnte nicht nur die geplante Bauzeit von drei Jahren, sondern auch der vorgesehene Kostenrahmen in Höhe von 94,3 Millionen Euro eingehalten werden. Mehr als die Hälfte der Projektkosten (knapp 55 Millionen Euro) wurde über Fördermittel des Landes Baden-Württemberg finanziert. Auch der Beiname „Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl“, den bereits das alte Krebszentrum am Klinikum führte, hat mit der Finanzierung der Einrichtung zu tun: Die Eva Mayr-Stihl Stiftung unterstützt seit Jahren das Zentrum (und andere Institutionen am Klinikum) großzügig und hat zu dessen Betrieb im Neubau allein 2024 schon sieben Millionen Euro beigesteuert. Wichtige Zuwendungen, denn für das Klinikum Stuttgart bedeutet das neue Stuttgart Cancer Center nach eigenem Bekunden einen „Meilenstein für eine zukunftsgerichtete Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung“ am Standort.