NRW testet in Pilotprojekten die Einführung von BIM im Straßenbau, die noch in diesem Jahr stattfinden soll. Nordrhein-Westfalen hat sich freiwillig die Ziele des BMVI-Stufenplans Digitales Planen und Bauen auf die eigenen Fahnen geschrieben und will noch in diesem Jahr Building Information Modeling auf die Straße bringen. Nachdem wir im ersten Teil unter anderem BIM4Infra und die BIM-Strategie bei Straßen.NRW vorgestellt haben, werfen wir nun einen Blick auf den praktischen Teil der Durchführung: die Pilotprojekte.
Pilotprojekt 1: A 1: Ersatzneubau Schwelmetalbrücke
Ein erstes BIM-Pilotprojekt, der Ersatzneubau der Schwelmetalbrücke an der A 1, wurde bereits 2016 von Straßen.NRW an die DEGES vergeben. Hier galt es eine 3D-Modellierung sowohl des Bestandsmodells als auch des Ersatzneubaus inklusive Verkehrsanlage zu generieren sowie daraus Mengen, Pläne und ein Leistungsverzeichnis zu generieren. All das funktionierte zwar, nur waren hierfür mitunter zwölf Ingenieure mehrere Monate mit der Erstellung des 3D-Modells sowie der Ableitung der 2D-Pläne befasst.
Pilotprojekt 2: A 40 Erhaltungsentwurf Bundesgrenze NL/D bis AS Wachtendonk
Das größte Pilotprojekt in NRW, was gleichzeitig auch eines der Pilotprojekte aus der zweiten Phase des Stufenplans Digitales Planen und Bauen darstellt, ist der Erhaltungsentwurf für den Streckenabschnitt der A 40 von der deutsch-niederländischen Grenze bis zur AS Wachtendonk. Das Großprojekt umfasst die grundhafte Instandsetzung der elf Kilometer langen Strecke inklusive Entwässerung, Ersatzneubauten für drei Bauwerke, eine barrierefreie Gestaltung aller Notrufsäulen, die Berücksichtigung landschaftsplanerischer Anforderungen sowie eine Betrachtung der Lärmsanierung.
Einen Dämpfer offenbarte das diesmal von Straßen.NRW selbst durchgeführte Vorhaben schon einmal in puncto Datenaustausch. Dieser funktionierte etwa in Bezug auf die Bestandserfassung per Laserscan überhaupt nicht. Die Vermessungsdaten, die eine Größe von knapp einem Terrabyte hatten, konnten nicht digital übermittelt werden und mussten in Form einer Festplatte übergeben werden. Anschließend mussten die Daten in dreimonatiger Mehrarbeit zerlegt und abschnittsweise eingelesen werden. Doch gab es auch Positives zu berichten: Die Schichtenerfassung des Streckenaufbaus sowie die Bestandserfassung der Leitungen per GPS funktionierte einwandfrei.
Pilotprojekt 3: L 751 Ersatzneubau Brücke Wapelbach (Region 1)
Aufgrund der Erfahrungen bei hochkomplexen Projekten entschloss sich Straßen.NRW, sich bei den vier Pilotprojekten in den Regionen auf eine überschaubare Projektgröße zu konzentrieren. Ziel war es, die neuen BIM-Abläufe zu optimieren, ohne an technischen Hürden zu scheitern. Als Pilotvorhaben in der Region 1 hat man sich daher für den Ersatzneubau der 4,2 Meter langen und 9,5 Meter breiten Brücke über den Wapelbach entschieden. Als BIM-Anwendungsfälle sind hier sowohl die Bestandserfassung mit Allplan, Visualisierungen sowie die Koordination der Gewerke als auch die Terminplanung der Ausführung intern zu bearbeiten. Das Erstellen von Entwurfs- und Genehmigungsplänen (RAB-ING) sowie eine Kostenschätzung und -berechnung erfolgt durch externe Partner.
Pilotprojekt 4: A2 AD Bottrop Ersatzneubau einer Lärmschutzwand (Region 2)
Für die Region 2 wurde der Ersatzneubau einer Lärmschutzwand mit einer Gesamtlänge von 206 Metern auf der A 2 am Autobahndreieck Bottrop ausgewählt. Die BIM-Anwendungsfälle sind hier die gleichen wie in Region 1. Hinzu kommen noch die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses sowie Ausschreibung und Vergabe.
Pilotprojekt 5: L189 Ersatzneubau Brücke Markelsbach (Region 3)
In der Region 3 wird der Ersatzbau einer 5,6 Meter langen und 11,3 Meter breiten Brücke über den Markelsbach zum Pilotprojekt. Die BIM-Anwendungsfälle entsprechen denen in Region 2.
Pilotprojekt 6: A2 Ersatzneubau Hammer Straße (Region 4)
Das größte der vier Pilotprojekte ist der Ersatzneubau einer 55 Meter langen Autobahnüberführung über die A2 nahe des Kamener Kreuzes. Hier soll zusätzlich zu den BIM-Anwendungsfällen, wie sie bereits für Region 2 und 3 definiert sind, auch die abschließende Bauwerksdokumentation als vollständiges 3D-Modell im Bauvertrag ausgeschrieben werden.
Arbeitspakete für die Umsetzung
Auf Grundlage der Rückmeldungen aus den Pilotprojekten im konstruktiven Ingenieurbau passt Straßen.NRW AIA (Auftraggeberinformationsanforderungen) und BAP (BIM-Abwicklungsplan) fortlaufend an. Ebenso wird das Funktionieren des Datenaustauschs in der Übergangsphase bis zur Fertigstellung der IFC-Infra-Erweiterungen und der Projekträume sowie etwaiger Nachschulungsbedarf bei den Mitarbeitern geprüft. Weitere Pilotprojekte sollen in einem nächsten Schritt folgen, sodass jede der 10 Straßen.NRW-Niederlassungen an einem solchen Projekt zunächst im konstruktiven Ingenieurbau, ab 2020 dann auch an ersten Straßenbauprojekten arbeitet. Parallel dazu finden seit Sommer 2019 auf Bundes- und Landesebene erste Arbeitskreise statt, die sich mit Themen wie Vertrag, Objektkatalog, Schnittstellen, Umsetzung etc. befassen und in den nächsten zwei Jahren zu deren Vereinheitlichung auf Bundesebene beitragen werden.