Krankenhausarchitektur: Drei komplexe Lebensretter und Heilstätten
Beim Neubau des Zentralklinikums der Kliniken Landkreis Diepholz setzen LUDES Architekten - Ingenieure in mehrerlei Hinsicht neue Maßstäbe für den modernen Krankenhausbau.
Um eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Krankenhausversorgung zu gewährleisten, sollen die drei Kliniken des niedersächsischen Landkreises Diepholz in Bassum, Diepholz und Sulingen in den kommenden Jahren durch eine große Zentralklinik ersetzt werden. Das Konzept für den neuen Klinikstandort in Twistringen-Borwede setzt gleich in mehrerlei Hinsicht neue Maßstäbe für den Krankenhausbau: architektonisch, energetisch und auch planerisch. Entwickelt wurde der Entwurf von LUDES Architekten - Ingenieure, die gleichsam als Generalplaner für die Realisierung des Projekts verantwortlich zeichnen. Für die BIM-basierte Planung nutzten die Krankenhausspezialist:innen ab Leistungsphase 2 Allplan zur Modellierung der drei Gebäudekörper Klinik, Servicegebäude und Parkhaus.
„Menschliche“ Klinik mit energetischer Selbstversorgung
Das architektonische Konzept sieht ein niederschwelliges, „menschliches“ Gebäude vor, das ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen vermittelt. Dreigeschossig fügt sich der Krankenhausbau als flacher Baukörper mit 240 Betten und etwa 40.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche harmonisch in die Landschaft ein. Das Raumprogramm des klar definierten längsrechteckigen Volumens ist durch eine innovative Verkehrsführung geprägt, die kürzeste Wege für kritische Patient:innen schafft.
Auch energetisch zeigt sich das Zentralklinikum vorbildlich. Im Vergleich zu vielen anderen Gebäuden haben Krankenhäuser einen sehr hohen Bedarf an sicher zur Verfügung stehender Energie – hängen doch häufig buchstäblich Leben davon ab. Um den damit verbundenen klimatischen und ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, versorgt sich die Zentralklinik Diepholz dann weitgehend selbst mit erneuerbarer Energie für Elektrizität, Wärme und Klimatechnik - sowohl mit Photovoltaik vor Ort als auch durch einen Windpark, der sich in etwa 1,5 Kilometern Entfernung befindet.
BIM mit Allplan seit 2015
LUDES Architekten - Ingenieure setzen seit 25 Jahren in der Planung auf Allplan. Gleichwohl ist die BIM-Methode, die das Planungsbüro 2015 erstmalig implementierte, nun seit vielen Jahren Bürostandard. Im Verbund „Allplan mit BIM“ lassen sich den Architekt:innen zufolge zahlreiche planerische Herausforderungen in komplexen Projekten wie der Zentralklinik Diepholz lösen. Wie etwa die großen Mengen an alphanumerischen Informationen, die sich über das Datenmanagement im Objektmanager bestens verwalten lassen. Änderungen von Bauteilinformationen, die teilweise Hunderte Bauteile betreffen, sind durch intelligente Filterfunktionen schnell und leicht umzusetzen.
Workflow mit Allplan im BIM-Projekt Zentralklinik Diepholz
Beim Klinikum wurden Wandansichten von rund 500 Räumen aus dem Modell abgeleitet. Im zweiten Schritt importierte man die TGA-Angaben per DWG-Import. Die Importfavoriten (.nth) und das Speichern von Layer-Zuordnungen (.cfg) gewährleisten dabei einen reibungslosen Workflow und eine saubere Datenstruktur. Komplexe Verschachtelungen der Innenhöfe wurden mit freien Ebenenpaaren erzeugt.
Zur Koordination des eigenen Modells sowie zur Gesamtkoordination aller Modelle wird Solibri in Verbindung mit BIMcollab genutzt. Über die BIMcollab-Schnittstelle in Allplan werden Kollisionen angezeigt und komfortabel korrigiert. Mengenauswertungen der Schlüsselgewerke werden über Reports durchgeführt, wie auch die Erstellung individueller alltool-Listen und die Erzeugung von Türlisten mittels solcher. Zeichnerische Angaben der TGA-Gewerke zu den Wandansichten führen die Planer:innen in Allplan zusammen. Praktisch ist hier der Import von ProvisionForVoids der TGA-Fachplaner:innen zum Erstellen von Schlitzen- und Durchbrüchen sowie Attikaabdeckungen und Geländer mit der Funktion „Geländer“. Auch die Möglichkeit in Allplan, Fertigbetonteile wie Wartungsbalkone eigenständig zu modellieren und ein Makro zu erzeugen, ist sehr hilfreich.
Bauteilkatalog und weitere „Lieblingstools“
Von zentraler Bedeutung in hochkomplexen Projekten wie dem Neubau des Zentralklinikums der Kliniken Landkreis Diepholz ist die Nutzung eines individuell in Allplan erstellten Bauteilkatalogs. Dies ermöglicht, jede Information an jedem Bauteil über eigene Beschriftungsbilder textlich abzuleiten. Damit ist die Individualität der Bauwerksstruktur optimal abbildbar.
Darüber hinaus nutzt das Planungsteam von LUDES die Möglichkeit, benutzerdefinierte Attribute zu erzeugen und vor allem formelbasiert Attribute zu erstellen. Vorteilhaft ist hier die Excel-Schnittstelle „Raumprogrammassistent“ zum Import von Raum- und Funktionsprogramm. Der Ebenenmanager und die enthaltenen Abstandsebenen erlauben wiederum eine flexible Modellierung. Wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Realisierung eines so komplexen Bauvorhabens hat den Architekt:innen zufolge zudem die flexible Erzeugung von eigenen Bauteilen mittels 2D/3D-Makros sowie die Wechselwirkung von Bauteilen (PARENT-CHILD).