Vieles kann, nichts muss: Patrick Meili über BIM-Modelle und ihre Vorteile
Dank BIM-Planung in Allplan Road und einem Datentransfer an die Ausführung via Bimplus wurde eine schwierige Straßensanierung in Zürich wohl so genau wie noch nie umgesetzt.
Minimalinvasive Eingriffe kennt man aus der Medizin. Statt ein Körperteil großflächig aufzuschneiden, um darunter zu operieren, wird mit feinem Instrument der Schaden geringgehalten und doch das gleiche Ziel erreicht. Etwas Ähnliches wünschte sich die Stadt Zürich bei der Erneuerung der Straßenoberfläche in der Wehntalerstrasse. Hier galt es die Höhenkote für ein normgerechtes Quergefälle um zwei Zentimeter tiefer zu setzen sowie die Wassersteine beidseitig anzupassen, um die Voraussetzungen für eine Velo-Expressroute (Schnellstraße für Fahrräder) zu schaffen. Statt jedoch den Straßenbelag komplett rundzuerneuern, war ein möglichst kleiner (und schneller) Eingriff in die bestehende Struktur mit einem bloß oberflächennahen Belagsersatz gefragt.
Mit dieser geradezu „chirurgischen“ Aufgabe wurde das Ingenieurbüro Hans H. Moser betraut. Eine Besonderheit bei dem Projekt: Das Büro arbeitete bereits seit zehn Jahren im Hochbau mit Allplan Engineering, wollte nun aber erstmalig die parametrische Straßenbau-Lösung Allplan Road ausprobieren. Das BIM-Programm ist direkt auf die planerischen Bedürfnisse im Straßenbau ausgelegt. So lassen sich etwa mit dem Geländemodul übliche Geländeformate laden, darstellen und bearbeiten. Bei sehr großen Geländemodellen bietet Road die Möglichkeit, Punktwolken schnell und einfach quantitativ zu reduzieren sowie Geländekanten zu erfassen und die Geländeoberfläche zu vermaschen. Die horizontale und vertikale Achsgeometrie kann intuitiv durch Tangentenschnittpunkte oder Einzelelemente definiert werden. Markante Punkte des Querprofils lassen sich zudem horizontal und vertikal an jegliche geometrische Situation anpassen.
Bei der kniffligen Planungsaufgabe kamen den Ingenieur:innen diese Möglichkeiten sehr entgegen. Als Planungsgrundlage für die normgerechte Trassierung diente ein Geländemodell, das aus den Daten der Feldaufnahme erstellt wurde. Für die Planung der Trassierung setzte das Büro in klar definierten Abständen Achsen, über deren Lage man die Höhenkoten erfasste und dazwischen die Ebenen platzierte. Anschließend ergänzten die Planenden die acht Zentimeter starke Belagsschicht, wodurch die Höhenkoten der zu fräsenden Fläche bestimmt wurde. Danach erfolgte via Bimplus der Datentransfer an die Ausführung.
„Computer erstmalig besser als der Mensch“
Auch bei der Ausführung durch die Belagsfräse zeigten sich die enormen Vorteile der BIM-basierten Arbeit mit Allplan Road und Bimplus. „Wir wollten an diesem Projekt zeigen, dass es dank der 3D-Planung mit Allplan Road und dem Datenaustausch über Bimplus heute möglich ist, einen millimetergenauen Flächenabtrag auf der Baustelle umzusetzen“, erklärt Patrick Maag vom Ingenieurbüro Hans H. Moser. Im Vorfeld hatte es ausführungsseitig Bedenken gegeben, dass der Datentransfer an die Maschine zu langsam sei und diese ohnehin nicht so genau arbeiten könne. Im Ergebnis erwiesen sich jedoch alle Zweifel als unbegründet. Patrick Maag fasst zufrieden zusammen: „Es ist wohl die erste Baustelle, bei welcher der Computer besser ist als der Mensch.“