Die Silvretta Therme Ischgl bereichert seit Ende 2022 den beliebten Skiort. Ohne eine BIM-basierte Planung wäre die Verwirklichung dieses hochkomplexen Erlebnisses nicht möglich gewesen.
Wenn sich Ski-Urlauber abseits der Piste erholen oder einfach mal etwas anderes erleben wollen, bietet die Silvretta Therme Ischgl seit Dezember 2022 den perfekten Ort dazu. Die nagelneue Freizeitanlage verfügt über zahlreiche Annehmlichkeiten von der außenliegenden umlaufenden Eisbahn über Bäder, Becken, Spabereiche und Saunen bis zu einem umfangreichen gastronomischen Angebot. Wovon der Besucher bei alledem nichts merkt: Die Realisierung dieses Erlebnisses war eine enorme planerische Herausforderung. Wie die verantwortlichen Bäderspezialisten von KRIEGER Architekten | Ingenieure diese mithilfe von Allplan und BIM bravourös meisterten, davon erzählte Geschäftsführer Thomas Kalman auf dem ALLPLAN-Event "Build the Future".
Die Ausgangslage: Ein etwa 6.000 Quadratmeter großes Grundstück, davon mehr als ein Drittel in Hanglage bei 100 Prozent Gefälle, zwischendrin eine Straße, die zwingend bleiben muss. Hier ein multifunktionales Gebäude mit Therme, Sauna, großem Veranstaltungssaal, Gastronomie und Eislauffläche in einer attraktiven Architektur zu errichten bedarf zwingend eines ausgeklügelten Konzepts.
Wie in einer dreischichtigen Torte verteilen sich die allgemeinen Funktionen (Foyer, Event-Saal, Gastronomie) im übertragenen Sinn auf die breite Basis, während es über die mittlere Schicht (Bade-Bereiche samt angeschlossener Gastronomie, Eisbahn und Eisbar) mit zunehmender Exklusivität in die ruhiger gelegene Spitze übergeht (Saunabereich mit Kabinen, Lounge und Gastronomie; Physiotherapie, Fitness). Die drei Schichten entsprechen dabei zugleich verschiedenen Temperaturzonen, symbolisiert durch Eis, Wasser und Dampf. Formell wird diese Schichtung als elegante silberne Wolke umgesetzt. Die durch die Straße getrennten Gebäudeteile werden dabei durch eine Brücke miteinander verbunden.
Planung ohne 3D-Gebäudemodell undenkbar
Zahlreiche Funktionen, Tarifzonen und Ebenen – ohne 3D-Gebäudemodell wäre die Planung eines so komplexen Bauwerks undenkbar gewesen. KRIEGER arbeiteten daher bereits während des Wettbewerbs mit einem solchen in Allplan. Nur so konnten die Bäderspezialisten flexibel auf mitunter tiefgreifende Änderungen reagieren. Wie etwa beim Freibad auf dem Dach, das sich der Bauherr mitten in der Planungsphase spontan wünschte – und das zusätzlich zu der bereits statisch kniffligen Aufgabe des großen darunterliegenden Schwimmbeckens, das sich stützenfrei über dem Veranstaltungssaal für 600 Personen erhob. Mithilfe des Modells konnten hier unter anderem in der Tragwerksdiskussion die richtigen Lösungen gefunden werden.
Simulationen für Lichtplanung und Besucherkapazität
Auch Simulationen physikalisch korrekter Tageslichteinfälle gehörten zu den zahlreichen Vorteilen des Allplan-Modells. Dies half etwa im Dialog mit dem Bauherrn und den Einwohnern von Ischgl bezüglich des passenden Fassadenmaterials. Gleichsam wurden die raumakustische Ausstattung und Beleuchtungskonzeption für eine große Bandbreite von Veranstaltungen – vom Rockkonzert bis zum Medizinerkongress – am Modell entwickelt. Mithilfe von Lumion Livesync für Allplan konnten dabei Lichtplanung und Innenarchitektur perfekt aufeinander abgestimmt und kommende Veranstaltungen bereits in der Planungsphase unterstützt werden. Weitere Tages- und Kunstlichtsimulationen wurden im vielfältigen Badebereich der Therme durchgeführt. Für diesen auf Maximallast ausgelegten Bereich erfolgten zudem Simulationen zur maximalen Besucherkapazität für die Auslegung der Umkleiden sowie Flucht- und Rettungswegpläne.
Digitaler Zwilling
Die BIM-basierte Planung des Projekts kam auch anderen Gewerken wie der TGA zugute, die auf kleinstem Raum zugleich gut installierbar, betreibbar und wartbar sein musste. Die verschiedenen Fachmodelle wurden in Solibri zur Kollisionskontrolle, Durchbruchs- und Montageplanung sowie zur Kommunikation auf der Baustelle mit allen Beteiligten genutzt. Das Architektur-Modell wurde bis zum Planungsabschluss kontinuierlich mit sämtlichen relevanten Daten angereichert. Der dabei entstandene digitale Zwilling soll künftig der Planung und Durchführung von Wartung und Instandsetzung sowie der energetischen Optimierung des Gebäudes dienen.
Große Bereicherung bei kleinem Fußabdruck
Für das Stadtbild und die Wirtschaft in Ischgl dürfte die Therme zweifellos eine große Bereicherung darstellen. Der ökologische Fußabdruck soll dabei jedoch möglichst klein bleiben. So wird das multifunktionale Gebäude zum Teil per Wärmerückgewinnung aus großen Verbrauchern wie Eismaschine, Lüftungszentrale und Badewasseraufbereitungsanlage beheizt, deren überschüssige Wärme in einem Wärmespeicher eingelagert wird. Die restliche Wärmeenergie wird über 60 Erdsonden gewonnen, die das Bauwerk im Sommer gleichwohl kühlen. Strom wird von nahegelegenen Wasserkraftwerken bezogen. Darüber hinaus wurden größtenteils Materialien aus der Region beim Bau verwendet. Letzterer verlief übrigens dank der BIM-basierten Planung reibungslos und konnte trotz mitunter „spontaner“ Änderungen innerhalb der kurzen Zeitfenster von jeweils sieben Monaten in den Jahren 2021 und 2022 realisiert werden.
Fazit: Ein perfekt geplantes Erlebnis.