Krankenhausarchitektur: Drei komplexe Lebensretter und Heilstätten
Bauen für Kinder ist eine ganz eigene Herausforderung. Ob Krippe, Kindergarten oder Schule: Die Gebäude müssen nicht nur kindgerecht umgesetzt sein, funktionalen Anforderungen gerecht werden und pädagogische Konzepte tragen. Es gibt auch diverse baulich-technische Vorschriften, die Architektur bei Schulen und Kindergärten beachten muss. Bei diesen drei Projekten hat sie alles richtig gemacht.
Lernhaus hinter farbigen Fassaden
Ein besonderes Lernkonzept stellt oft auch spezielle Anforderungen an ein Gebäude. Beim Bau der Evangelischen Grundschule Karlsruhe sollten die Projektverantwortlichen von wulf architekten Strukturen schaffen, in denen sich das Montessori-Konzept optimal umsetzen lässt. Das hatte vor allem für die Raumaufteilung Konsequenzen. Entstanden sind zwei Einzelbaukörper: Grundschule und Sporthalle. Sie gruppieren sich um einen gemeinsamen Hof, der als zentrales Element Zugang für alle Bereiche ist.
Um den Schülern Privatsphäre zu gewähren, variiert das Fassadenraster in einer freien Rhythmik – abhängig davon, für welche Nutzung die dahinter liegenden Räume vorgesehen sind. Die Fassade bildet so einen „Vorhang“, der das gesamte Gebäude umschließt. Rot- und Grüntöne lassen alles freundlich und einladend wirken, aber nicht kindlich verspielt, damit die Schüler sich ernst genommen fühlen. Das Farbkonzept setzt sich im Inneren des Schulgebäudes fort. Hier schließen spezielle Förderräume direkt an die großzügigen Klassenräume an.
Die Schule als „Lernhaus“ ermöglicht den Schülern mit flexibel einsetzbaren Sitz- und Stehmöbeln zudem größere Freiheit beim Lernen. Da klassische Fluchtwege sich im quirligen Schulalltag so nicht realisieren lassen, greifen die Architekten auf Fluchtbalkone und Fluchttreppen zurück.
Kindgerechter Kita-Platz
Architektur für Kindergärten muss zweifach zielgruppengerecht konzipiert sein: Die Kleinen sollen sich wohlfühlen und sicher spielen können. Die Betreuer müssen sie dabei durchgängig im Blick behalten können.
In Frankreich haben sich ein Architekturbüro und ein Kita-Betreiber zusammengetan, um kindgerechte Kita-Plätze zu realisieren. Acht Krippen haben Archipel41 und La Maison Kangourou bislang gemeinsam in Paris und Umgebung gebaut. Die jüngste und zugleich größte steht in Saint Mard, 45 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Zwei Häuser in einem Gebäude fördern das soziale Miteinander. Die Kinder sollen sich selbstständig bewegen und zwischen den Räumen hin und her pendeln. Auch der offene Außenbereich in der Gebäudemitte ist für sie frei zugänglich. Dafür war eine besonders durchdachte, barrierefreie Planung erforderlich.
Damit kein Detail übersehen wurde, arbeiteten die Architekten von den ersten Entwürfen bis zur Fertigstellung an einem intelligenten Gebäudemodell mit 3D-Visualisierung. So entstanden unter anderem die bis auf Sockelhöhe heruntergezogenen Fenster. Sie lassen nicht nur viel Tageslicht ins Innere – dank der offenen Architektur sind die Spielbereiche von allen Seiten für die Mitarbeiter einsehbar.
Passiv-Schulhaus mit integrierter Gebäudetechnik
Das Raumklima in Schulzimmern ist eine Klasse für sich: Im Winter lernen Schüler nicht selten in schlechter Luft oder frieren bei geöffneten Fenstern. Im Sommer wird es manchmal zu warm. Energetisch optimiert sind Schulgebäude selten, oft verbunden mit horrenden Heizkosten für Städte und Gemeinden. Nicht so in Frankfurt-Riedberg. Das Architekturbüro Ackermann + Raff setzte das städtische Gymnasium als zertifiziertes Passivhaus um.
Unauffällig integriert in ein harmonisches Erscheinungsbild enthält die Schule eine ausgeklügelte Gebäudetechnik. Die Gebäudehülle ist luftdicht ausgeführt. Dämmschichten von 280 bis 600 mm, dreifachverglaste Fenster und mechanische Belüftung mit Wärmerückgewinnung reduzieren den Heizwärmebedarf auf 14,70 kWh/m²a. Der jährliche Primärenergiebedarf liegt unter 69 kWh/m². Die Komponenten der Zu- und Abluftanlagen sind in den abgehängten Decken untergebracht. Rotations- und Plattenwärmetauscher erwärmen die kalte Frischluft vor dem Eintritt ins Gebäude und temperieren die Klassenzimmer während der Wintermonate. Der Wärmerückgewinnungsgrad liegt bei 75 %.
Im Sommer klimatisiert eine kontrollierte, freie Nachtlüftung die Klassenräume. Die Anlagen sind mit Präsenzmeldern ausgestattet und arbeiten nur, wenn Personen im Raum sind. Die Aula mit Platz für bis zu 460 Personen wird über Quelllüftung und ein adiabatisches Kühlsystem versorgt, das in unterirdischen Zisternen gesammeltes Regenwasser nutzt. Die Belüftung der Sporthalle erfolgt ebenfalls auf mechanischem Weg über flexible Textilschläuche an der Decke.
Alle drei Projekte wurden mit ALLPLAN Architecture geplant.
Architektur für Kinder: Nutzerfreundlich und optisch ansprechend
Um ein Bauprojekt zielgruppengerecht zu realisieren, sollten die Projektverantwortlichen zwei entscheidende Dinge tun: Es sorgfältig planen und aus dem Blickwinkel der jeweiligen Nutzer betrachten. Das gilt für Architektur, die Kindern gerecht werden soll, ebenso wie für Gebäude, die Barrierefreiheit garantieren müssen.