Vieles kann, nichts muss: Patrick Meili über BIM-Modelle und ihre Vorteile
Das neue Zentralgebäude der Kreispolizeibehörde in Bergheim wurde komplett mit BIM geplant. Allein schon mit Blick auf mögliche Kollisionen erwies sich das als richtig gute Entscheidung.
Die Kreispolizeibehörde des Rhein-Erft-Kreises erhält ganz aktuell ein neues Zentralgebäude in Bergheim. Das 2020 gestartete Projekt wurde Anfang Juli fristgerecht fertiggestellt. Abschließend lässt sich festhalten: Es verlief praktisch alles nach Plan. Der Grund für diesen nahezu perfekten Projektverlauf liegt in der umfassenden Anwendung von Building Information Modeling (BIM). Oder anders: Ohne die digitale Planungsmethode hätte eine ganze Menge schief gehen können. So viel offenbart jedenfalls ein Blick auf die Qualitätssicherung mit Solibri, die einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass die 430 Mitarbeitenden nun pünktlich ihren neuen Dienstort beziehen können.
60 Prozent der Planung des Polizeigebäudes in Allplan
Aber der Reihe nach: Das europaweit ausgeschriebene Vergabeverfahren konnte 2020 eine Bietergemeinschaft aus Tecklenburg GmbH und JBR Partner für sich entscheiden. Ausschlaggebend für den Zuschlag war, neben dem sowohl funktionell als auch ökonomisch überzeugenden Entwurf, eine durchgängige Anwendung der BIM-Methode. Diese durchzieht die gesamte Wertschöpfungskette des Projekts – von Architektur, Bauphysik und Tragwerksplanung über Fertigteilwerke, Gebäudetechnik und Kalkulation bis zu Bauausführung und Facility Management.
Insgesamt wurden 19 BIM-Anwendungsfälle definiert, die über drei Teilmodelle (Architektur, Statik und TGA) erfüllt wurden. Die Planungsbasis bildete ein in Allplan erstelltes Architekturmodell, das per IFC-Schnittstelle an die anderen Fachbereiche übergeben wurde. Die Projektbeteiligten arbeiteten softwareunabhängig (Open BIM), doch erfolgten rund 60 Prozent der Planung (inklusive Kalkulationen und Abrechnungen) in Allplan, was die Planungsphase enorm verkürzte.
3D-Visualisierungen und VR als Kommunikations- und Entscheidungshilfe
Die BIM-basierte Planung ermöglichte unter anderem 3D-Visualisierungen und Virtual Reality (VR), die sich etwa in der Kommunikation mit den Polizist:innen als hilfreich erwiesen, die so einen greifbaren Einblick in ihren künftigen Arbeitsplatz erhielten. Ferner halfen die Visualisierungen bereits im frühen Planungsprozess unter anderem bei der Innenraumgestaltung sowie bei der Festlegung von Materialien und Oberflächen gemäß den Anforderungen des Bauherrn und der DGNB (angestrebte Gold-Zertifizierung).
7.800 Kollisionen im Vorfeld durch Solibri entdeckt
Bei der Qualitätssicherung setzte Tecklenburg auf Solibri. Mithilfe des Programms können Kollisionen zwischen den verschiedenen Fachmodellen frühzeitig erkannt, visuell dargestellt sowie teilautomatisiert behoben und dokumentiert werden. Solibri verfügt hierzu von Haus aus über 150 vordefinierte Prüfregeln, die sämtliche relevanten gesetzlichen Vorgaben berücksichtigen und sich obendrein parametrisieren lassen. Somit mussten also keine eigenen Regeln für Kollisionsprüfungen speziell für das Projekt definiert werden. Ein Ticket-System hilft den User:innen bei der digitalen Verwaltung und dem Abarbeiten von Kollisionen.
Eine Zahl belegt eindrucksvoll, wie sehr sich die Verwendung von Solibri für das Projekt ausgezahlt hat: 7.800 Kollisionen wurden bereits in der Planungsphase durch die Software gefunden und gelöst. Böse Überraschungen, die Zeitverzögerungen und Kostenerhöhungen zur Folge gehabt hätten, fielen dadurch bei der Ausführung aus. So konnte das Projekt dank BIM-basierter Planung und einer Qualitätssicherung durch Solibri nicht nur fristgerecht, sondern auch im geplanten Kostenrahmen umgesetzt werden. – Keine Selbstverständlichkeit bei einem großen öffentlichen Bauvorhaben.