Das Büro 5 Architekten zeigt, wie man mit der richtigen Planung ein Haus auch „ohne Heizung“ warmhalten kann. Die Crux liegt dabei zwischen Licht und Schatten.
Was ist die beste Heizung? 5 Architekten aus Wettingen in der Schweiz würden vermutlich sagen: gar keine. Warum? – Weil man ein Haus auch so bauen kann, dass es keine Heizung braucht. Jedenfalls keine, die auf fossile Energieträger oder Strom angewiesen ist. Wie das geht, ist letztendlich mehr oder weniger eine Frage von Licht und Schatten. Um beides richtig einzusetzen, bedarf es allerdings einer präzisen Planung. Die Expert:innen im heizungslosen Häuserbau setzen dabei auf Allplan. Ein hervorragendes Beispiel für solch ein exakt durchgeplantes Haus ohne Heizung bietet das Solarhaus Hengelweg im Schweizerischen Würenlingen.
Wie der Name bereits andeutet, nimmt die Sonne beim Solarhaus in Würenlingen eine zentrale Rolle ein. Die Südseite des Satteldachs ist mit einer 50 Quadratmeter großen Solaranlage bestückt. Die darüber gewonnene Wärmeenergie wird in einem 12.400 Liter fassenden Wasserspeicher im Herzen des Hauses gespeichert, der zum einen den kompletten Warmwasserbedarf abdeckt. Zum anderen versorgt der Speicher auch Wandheizungen für den Raumwärmebedarf. Neben diesen nutzt das Gebäude zusätzlich die Speichermasse der Wände aus Kalksandstein und Paraffinplatten zur Wärmeversorgung.
Licht und Schatten: Lichtplanung für die Bauteilaktivierung
Die Bauteilaktivierung der Böden und Wände im Innern stellt die größte planerische Herausforderung dar. Im Winter bedarf es maximaler Sonneneinstrahlung, um die Speichermasse voll auszunutzen. Hierfür ist vor allem der Wohnbereich mit doppelter Raumhöhe auf der Südseite mit einer großen zweigeschossigen Fensterfront ausgestattet, die ein tiefes Eindringen des Sonnenlichts in den Innenraum ermöglicht. Im Sommer hingegen gilt es die Sonne komplett auszusperren. Dies erfolgt neben Dachüberstand und Balkon über Raffstores im Wohnbereich sowie über Fensterläden mit festen Sonnenschutzlamellen bei den bodentiefen Fenstern der übrigen südseitigen Räume.
Mithilfe einer Reihe von Tageslichtsimulationen konnten bei der Lichtplanung in Allplan die optimalen Positionen von Fenstern und Beschattungselementen für die jeweiligen standortspezifischen Lichtverhältnisse in den verschiedenen Jahreszeiten ermittelt werden. Dabei galt es insbesondere auch in den Sommermonaten trotz maximaler Verschattung einen bestmöglichen Ausblick zu gewährleisten. Für die so errechnete ideale sommerliche Position der Fensterläden wurde bei der Bauausführung an der betreffenden Stelle eine Bodenbuchse zur Fixierung der Läden installiert. Die richtige Einstellung der Raffstores konnten 5 Architekten mithilfe von Smartparts errechnen.
Solarhaus mit Raum für Biodiversität
Auch wenn das Thema Wärme bei einem Haus ohne Heizung klar im Vordergrund steht, verdient es das Solarhaus in Würenlingen jedoch, nicht allein darauf reduziert zu werden. Die Architekt:innen verfolgten hier allgemein einen ökologischen Ansatz, der insbesondere auch die Biodiversität vor Ort im Blick hat. So verfügt das Gebäude etwa auf der Nordseite über ein großflächig begrüntes Dach, das neben seiner Funktion als Wärmeschutz noch Lebensraum für Vögel und Insekten bietet und zugleich zu einem besseren Mikroklima beiträgt. Zudem wurden auf der Ost- und Westseite eigens Nistkästen für Mauersegler in die Fassade integriert und der Außenbereich um das Haus mit einheimischen Pflanzen begrünt.